Die Sache mit der Feige
Die Sache mit der Feige
kommende Woche haben wir frische Feigen für Sie ergattern können. Manchmal frage ich mich, ob ich wirklich für Werbemails geeignet bin, denn letztendlich haben wir eine Palette der kleinen, schwarzen Feigen vorordern müssen, die ich jetzt an die Frau oder Mann bringen sollte.
Aber es ist viel zu spannend, um es unter den Tisch zu kehren. Damit meine ich nicht die biblische Geschichte um den von Jesus verfluchten und dann verdorrten Feigenbaum, sondern um die Frage, ist eine Feige Vegan?
Soweit es sich nicht um eine spezielle Feigenzucht handelt, steckt nämlich in jeder Feige eine Wespe, die wir natürlich in zersetzter Form mitessen. Vorab, bei meiner 5-Minuten Recherche bin ich da auf unterschiedliche Ergebnisse gestoßen und in den Kreisen der Feigenokkultisten wird das kontrovers diskutiert. Was passiert eigentlich (wenn ich es richtig verstanden habe)?
Bei den Botanikern wird eine Grenze nördlich und südlich der Alpen gezogen, südlich der Alpen gibt es eine Wespenart die Feigen(Gall)-Wespe, diese wird vom Geruch der Feigen angezogen und so fliegt die weibliche, befruchtete Wespe in den Blütenstand einer männlichen Feige (Feigen sind eigentlich keine Früchte sondern nach Innen gewölbte Blütenstände). Am unteren Ende der Feige ist eine kleine Öffnung, da zwängt sie sich durch und legt dort ihre Eier ab. Aus den Eiern schlüpfen dann männliche und weibliche Wesplein und wie es die Natur so will, haben die Männlein keine Flügel und sind fast blind, dafür aber scharfe Kauwerkzeuge, um die weiblichen Wespen aus ihrer Blase zu befreien und zu befruchten. Die Männlein bleiben natürlich in dem männlichen Blütenstand der Feige, weil sie nicht fliegen können, die Weibchen entkommen durch die kleine Öffnung und nimmt, weil die Öffnung so eng ist eine Ladung der männlichen Pflanze mit. Mit ein bisschen Glück findet die eine oder andere der weiblichen Wespen eine weibliche Feigenpflanze und kriecht dort wieder in die Öffnung und verteilt dort die männlichen Pollen, um diese zu befruchten. Leider, leider eignen sich die weiblichen „Griffel“ in der Blüte nicht um sich zu vermehren – da kann sie so lange suchen, wie sie will. Immerhin verteilt sie bei der Suche das ganze Material von ihrer männlichen Geburtsfeige. Die meisten Quellen, sagen oder schreiben, dass die weibliche Wespe dann einfach zu schwach ist, um nochmal aus der kleinen Öffnung der Feige zu krabbeln und weiter zu fliegen und sterben. 247 Wörter mussten her um hier die Frage zu stellen ist die Feige dann noch vegan? Kein systematisches Tiersterben, reine Natur und dazu wird durch die Feigenenzyme das Flatterviech auch komplett zersetzt.
Die Frage (darf ich als vegan lebender Mensch Feigen essen?) muss jeder für sich beantworten! Botanisch, religiös und überhaupt ist die Feige also Megaspannend und wir könnten gleich die nächste Frage auftischen ob die Feigen zur Familie der Karnivoren, also der gefürchteten fleischfressenden Pflanzen gehören. Fakt ist, dass die Feigenfrüchte, oder eigentlich sind es ja die Blütenstande, die wir essen zu den ältesten domestizierten Nutzpflanzen gehört und dazu supergesund sind. Adam und Eva, hielten sich auch schon das Feigenblatt vor ihr Geschlecht, weil sie alle Feigen bereits verputzt hatten und jaja der Feige werden aphrodisierende Kräfte zugesagt.
Falls ich ihnen nächste Woche abführenden Feigenbrei schmackhaft machen möchte, wissen Sie, dass ich auf meinen Karnivoren sitzen geblieben bin.
PS: Sollten sie nördlich der Alpengrenze einen Feigenbaum mit Früchten gesehen haben oder selber einen im Garten haben, dann ist es ein Selbstbefruchter. Dazu braucht es die Feigenwespe nicht.