Schluffiger Löss
Diese Woche ist Darek mit dem Bodenprobenbohrer bzw. Bodenanalysegerät – was nichts anderes ist, als ein vollmetallstab mit Griff, der unten hohl und eine offene Seite hat über unsere Anbauflächen gezogen und hat Bodenproben entnommen.
Diese Proben werden anschließend verpackt, beschriftet und gekühlt (damit die Werte sich nicht verfälsche durch die Aktivierung von Mikroorganismen unter Wärme).
Doch wozu das alles?
Wie bei Eiskunstlauf, zuerst die Pflicht, dann die Kür…
Die Pflicht: Zum Glück gibt es eine seit einigen Jahren (2008) eine Düngemittelverordnung, die regelt welche Düngemittel zugelassen sind und in welcher Menge sie auf welchem Boden ausgebracht werden dürfen. Eine Verordnung ist, wie sich schon vermuten lässt mit einem gewaltigen Akt an Bürokratie verbunden, was die Beprobung und die Dokumentation angeht. Ich bin immer noch nicht der Megalandwirt, aber wer denkt sich das ganze aus?
Ziel der Beprobung ist es den Nmin-Gehalt der Böden zu bestimmen. Nmin beschreibt die Summe aus Nitrat- und Ammonium-Stickstoff , das sind die löslichen und somit den Pflanzen unmittelbar verfügbaren Stickstoffe im Boden. Nach der labortechnischen Analyse wird dieser Wert dann vom Stickstoff Sollwert abgezogen, woraus sich der optimale Düngebedarf für jeden Boden ergibt. Wichtig dabei ist noch die Tiefe, aus der die Proben gezogen werden – diese soll bis zur Wurzeltiefe der angebauten Hauptkultur reichen (30/60/90 cm). Für eine vollständig, gültige Probe müssen pro Schlagfläche 16 Proben entnommen werden.
Die Kür: Wie beim Doping im Sport, viel hilft viel und am Ende kommt dann der Absturz! Durch die jahrelange Überdüngung der Böden, (man sollte nicht mit Fingern auf andere zeigen, trotzdem vornehmlich im konventionellen Anbau) sind große Mengen an Stickstoffverbindungen ins Grundwasser bzw. in Nähen von Gewässern durch Abschwemmungen in Flüsse, Seen und Meeren gelangt. Dieser erhöhter Nährstoffeintrag in den Gewässern führt zu erheblichen Schädigungen für unser gesamten Ökosystem! In den Gewässern entstehen sauerstofffreie „Todeszonen“ – kurz gesagt, Algen, Schilf und andere Pflanzen wachsen im Unverstand während Fische, Krebse, also alle nichtpflanzlichen Lebewesen sterben.
Im Grundwasser haben wir das Problem, dass der Stickstoff, der zuerst in der Ammoniumform (NH4) vorliegt. Im Laufe der Zeit wird dieser jedoch durch Mikroorganismen in Nitrat (NO3) umgewandelt und dieses wiederum gelangt ins Grundwasser. Dieses Nitrat im Grundwasser ist vor allem für Säuglinge nachgewiesen gesundheitsschädlich (hemmt die Blutbildung). Wie „krank“ die Salze einen erwachsenen Menschen machen können, ist bis jetzt noch nicht ganz klar – gesund ist es jedenfalls nicht! Jetzt ist der Inhalt aber mal richtig ausgeufert ?. Was machen wir eigentlich in der ganzen Thematik? Wir ziehen mehr Proben, als wir eigentlich müssen, damit wir genau wissen wieviel Stickstoff dem Boden (Umwelt) und unserem Anbau (Biokiste) gut tut. Wir sind Bioland zertifiziert und dürfen nur bestimmte Dünger einsetzen – wir setzen im Übrigen einen rein pflanzlichen Dünger ein. Bei der Kontrolle wird jedes Jahr Einkauf, Bestand & Verbrauch in Zusammenhang mit den Flächen überprüft wieviel ausgebracht hätte werden dürfen. Da liegen wir immer deutlich darunter.
Ich hoffe der rote Faden hat sich nicht ausgewschwemmt…
Niels vom Laiseacker
PS: Schluffiger Löss ist die Bodenart bei uns