Bombus terrestis – wenn die Tomaten vibrieren…
Bombus terrestis – wenn die Tomaten vibrieren…
So ein Gewächshaus oder wie in unserem Fall die Folientunnel bieten einen sehr guten Schutz vor äußeren Einflüssen. Die Tomaten z.B. mögen keinen Regen von oben und lieben es eher muchelig warm.
Doch alles was Vorteile hat, hat immer auch mindestens einen Nachteil und ein Nachteil einer überdachten und z.T. geschlossenen Fläche ist, dass auch nichts reinkommt (besser gesagt, fast nichts). Ist der Folientunnel zu, fliegen viel weniger Insekten zum Bestäuben, als wenn die Kulturen im Freiland stehen würden.
Dabei hilft uns seit Jahren die Erdhummel (Bombus terrestis). Ein wenig komisch ist es schon, wenn der Postbote das Paket mit den bereits lebenden Hummeln abgibt. Das ist quasi unser sorglos Päckchen. Im Boden ist bereits ein Grundnahrungspaket in Form von Zuckerlösung enthalten. Wenn die Hummeln im Folientunnel platziert werden, wird zuvor die enthaltene Nahrungsbox aktiviert. Dann werden die Türen vom Folientunnel geschlossen und anschließend das violette Rädchen an der Box, das ist der Ein- und Ausflug, geöffnet. Die violette Farbe wirkt auf die Hummeln anziehend, das erleichtert die Orientierung, wenn es nach Hause gehen soll.
Warum verwenden wir eigentlich Hummeln und keine Bienen? Hummeln haben den großen Vorteil, dass sie bereits bei 8°C aktiv sind (Bienen erst bei 15°C) und die Blüten zum vibrieren bringen lassen können, was zu einer erhöhten Befruchtung führt. Das Hummelvolk ist auch viel ortsgebundener als ein Bienenvolk, dass weil untereinander viel kommunikativer auch schon mal bessere Nahrungsquellen ausmacht und quasi einfach umzieht.
Das Bestäuben von Pflanzen und Anbaukulturen ist auch ein großer Wirtschaftsfaktor! Gäbe es keine Insekten mehr, die diesen Job für uns erledigen könnten, wird der Arbeitsaufwand weltweit auf zwischen 150-600 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt, um Menschen zu beschäftigen (oder vielleicht auch Drohnen?!) die das Bestäuben übernehmen würden. Zugegeben, lieber friedlich bestäuben, als „kriegerles“ spielen.
Ich möchte aber nicht verheimlichen, dass es bei den ganzen Vorteilen der „natürlichen“ Bestäubung auch eine Kontroverse gibt. Die Erdhummeln werden „industriell“ in Laboren und Industriehallen gezüchtet. Wie sich die Hummeln (Erdhummeln sind zwar heimisch) die den Weg in die freie Natur finden, mit dem örtlichen Habitat vereinbaren wird kritisch gesehen. Bringen sie Krankheiten mit, verdrängen sie die heimischen Hummeln? Wir beobachten diese Diskussion genau und werden wie in den letzten 35 Jahren versuchen mit Ihnen ein ökologisch nachhaltiger Weg einzuschlagen.
Ihr Willi vom Laiseacker-Insektenzentrum